Das erste Mal Frau sein

Martina Nakládalová 1994

Als ich 13 Jahre alt war habe ich auf einem Handballturnier in der Slowakei zum ersten Mal ‚sie’ bekommen. Ich fühlte aufsteigende Panik, fragte Freundinnen, ob sie Binden haben. Ich fühlte mich schrecklich. Sämtliche Emotionen verbunden mit der Menstruation sind negativ. Etwas Schreckliches ist mir passiert, für das ich nichts kann, aber womit ich mich abfinden muss. So ist es halt. Niemand hat mir gesagt, dass ich glücklich darüber sein sollte, dass dies der nächste Schritt ist, sich selbst als Frau zu entdecken Oder, dass die Menstruation auch ohne Binden und Tampons zu schaffen ist. Jeden Monat leide ich, schlucke mehr oder weniger Tabletten und versuche ‚sie’ jeden Monat zu überleben.

Ich freue mich. Nach der ersten Schwangerschaft soll ‚sie’ wohl besser werden.

Auf zum Sexshop

Mit 23 Jahren besuchte ich im 4. Jahrgang der Physiotherapie-Ausbildung ein Seminar über den Beckenboden bei Doktor Skalka. Ich erfuhr, dass Hüftgold durch einen geschwächten Beckenboden verursacht wird. Wenn ich lernen kann, diesen zu kontrollieren, dann kann ich mit meinem Partner tollen Sex erleben. Auf dem Weg der Entdeckung meines Beckenbodens helfen mir Lustkugeln. Und jemand sagte mir einst, dass Frauen früher in der Lage waren, die Menstruation auch ohne Binden beherrschen zu können, genau wie den Harndrang.

Zum ersten Mal in meinem Leben besuche ich einen Sexshop und kaufe meine ersten Lustkugeln.

Erste Konfrontation mit der Realität

Mit 25 Jahren, bei meiner Arbeit im Krankenhaus in Prostějov, besuche mit einem anatomischen Bild des Beckenbodens die Mütter, die per Kaiserschnitt geboren haben. Ich erkläre ihnen, wie wichtig es ist, die Narbe richtig zu behandeln, und außerdem die Gebärmutterrückbildung, wie die transversale Bauchmuskulatur und der Beckenboden zu aktivieren sind. Bisher habe ich keine Ahnung, was sie fühlen und durchleben, aber ich erkläre es ihnen nach bestem Wissen und Gewissen, und so gut wie ich es kann.


Schwarzfahrer auf der Hochzeitsreise

Martina Nakládalová 2007

Ich bin 26 und auf meiner Hochzeitsreise nach Zakynthos. Schon ein paar Tage fühle ich mich anders. Das bin nicht ich. Etwas sagt mir, dass ich schwanger bin, aber das will ich nicht wahrhaben. Ich verstehe überhaupt nicht, wer da in mir zu mir spricht. Ich beginne, dem ungeborenen Leben in mir zuzuhören und plötzlich weiß ich, dass ich unter meinem Herzen einen Sohn trage. Vom Arzt brauche und will ich keine Bestätigung. Ich weiß, dass es ein Junge wird.


Als Mutter probiere ich die Theorie in der Praxis aus

Martina Nakládalová 2008

Es ist der 03.04.2008. Intensiv höre ich auf meinen Körper; alles funktioniert irgendwie automatisch und mein Körper weiß genau, was zu tun ist. Nach dem 3. Pressen, ohne Schnitte und jegliche Komplikationen, kommt Pepino auf die Welt. Ich erlebe eine Mischung aus verschiedenen Gefühlen, unter anderem denke ich:

Diese schönen Gefühle sind angeblich die schreckliche Geburt? Damit bin ich nicht einverstanden, eine Geburt ist wundervoll.

Gleich in der Entbindungsklinik versuche ich das zu machen, was ich anderen Müttern sonst beibringe. In nur sechs Wochen nach der Geburt habe ich meine Figur und mein Gewicht wie vor der Geburt zurück. Einfach toll, es funktioniert.


Ich bin zweifache Mutter

Martina Nakládalová 2009

Ich wollte immer mindestens 2 Kinder haben will, mit einem Abstand von ca. 2-3 Jahren. Am 02.04.2010 kommt meine Tochter Markéta kommt auf die Welt. Mein Mann ist am 01.04. geboren, also habe ich einige Widder zu Hause. Ich weiß genau, wann ich schwanger wurde, und ich brauchte von keinem Arzt zu hören, dass es ein Mädchen wird, weil ich es genau wusste.

Die Geburt verläuft natürlich in der Vierfüßler-Position
und ich genieße die schönen Momente.

Die Figur und das Gewicht sind etwa 3 Monate nach der Geburt zurück und ich setze meinen Weg der Entdeckung des Beckenbodens fort.


Keine Binden und Tampons mehr

Nach der zweiten Geburt habe ich immer noch manchmal Schmerzen bei der Menstruation, also kann es mit den Geburten nichts zu tun haben. Ich experimentiere weiter mit meinem Körper und freue mich auf die nächste Menstruation, darauf, was ich noch entdecken kann. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich keine Binden brauche, und dass ich mit meinem Körper total verbunden bin. Im Internet lese ich:

Indische Frauen verwenden keine Binden.

Es stimmt also. Ich beginne die Idee zu akzeptieren, dass ich mein Menstruationsblut kontrollieren kann. Ich sehe es als einen Teil meiner Weiblichkeit. Ich brauche keine Binden oder Tampons und habe keine Schmerzen; ich nehme einfach meinen Körper wahr und nach Bedarf besuche ich die Toilette.


Ich verbreite Aufklärung

Martina Nakládalová 2014

Nach meinem Mutterschaftsurlaub ist es an der Zeit wieder die Arbeit anzutreten. Das, was ich bei mir entdeckt habe, möchte ich nicht für mich behalten. Mein Mann unterstützt mich und findet, dass auch andere Männer diese Erfahrungen mit ihren Frauen teilen sollten, so wie er. So habe ich mein Talent und meine Leidenschaft gefunden, die ich unter Frauen verbreite, die ihre Weiblichkeit und ihren Beckenboden auch entdecken wollen.